Jahrgang 2022: Wetterkapriolen am Turmberg
Trotz eines wetterunbeständigen und dadurch schwierigen Jahres für das Staatsweingut Durlach überzeugt der Jahrgang 2022 durch hochwertigen Genuss.
Außergewöhnlich trockene Monate zu Jahresbeginn
Februar und März waren außergewöhnlich trockene Monate – ein schwieriger Anfang für die Reben, die zu Jahresbeginn durch ausreichenden Niederschlag besser austreiben und wachsen. Ohne ausreichende Wasserversorgung ist die Nährstoffversorgung geringer und der Austrieb gezügelter und langsamer.
Der April brachte schließlich den notwendigen Regen, um die Nährstoffversorgung der Reben aufrechtzuerhalten.Doch schnell zeigte sich, warum dieser Monat als launisch gilt: Schneefall und Frost machte den Reben das Leben schwer – hohe Temperaturschwankungen führten zu geringerem Wachstum und verlangsamten den Reifeprozess. Zeitweise waren die Temperaturen so gering, „Nur zwei Grad weniger“, sind sich die Expertinnen und Experten einig, „und ein schlimmer Frostschaden wäre entstanden.“ Kein gutes Omen: 2021 war die Lese hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Ursächlich hierfür war Spätfrost, der die Reben schädigte. Zudem führte viel Feuchtigkeit im Jahresverlauf dazu, dass die Pflanzen unter hohem Pilzdruck standen. Und 2022? Es zeigte sich im Jahresverlauf, dass der Kontrast zwischen beiden Jahren nicht hätte größer sein können.
Hoffnungsfroh in den Frühling
Der Frühling stimmte die Winzerinnen und Winzer des Staatsweinguts Durlach zunächst hoffnungsfroh. Durch Niederschlag und ansteigende Temperaturen trieben die Reben gleichmäßig aus. Das Wachstum erleichtert die Pflege, da die Triebe in wenigen Arbeitsschritten in die Drahtwand eingeheftet werden können. Auch die Urlaubsgäste, die im Mai den Durlacher Turmberg entweder über die "Hexenstäffele" oder mit der ältesten Standseilbahn Deutschlands erreichten, freuten sich über die wachsenden Triebe und die Blüten, die sich zwischen ihnen versteckten.
Gute Monate im Sommer
Der Sommer begann wie im Bilderbuch für das Weingut. Die Reben genossen das beständige Wetter der ersten Sommermonate: Die Temperaturen waren warm und fielen vor allem nachts nicht unter 12 °C. Das wirkte sich positiv auf die Blüte aus; es kam nicht zur Verrieselung. Ausreichender Niederschlag förderte den Fruchtbehang, der ausschlaggebend für den Ertrag ist und das Wachstum der Blätter und Wurzeln fördert.
Im Laufe des Sommers wurde es jedoch zu viel der Sonne: Die Trockenheit fördert einerseits das Pilzwachstum – am Turmberg verhinderte man den Pilzbefall durch Entblätterung und hohe Sorgfalt der Winzerinnen und Winzer. Andererseits erreichten nur unsere ältesten Reben mit ihren tiefen Wurzeln das notwendige Nass aus den Tiefen der mineralreichen Kalkböden. Die kurzen Wurzeln der jungen Reben schafften das nicht mehr. Der Spätsommer entwickelte sich zur Gratwanderung: Trockenheit und Hitze bei geringem Niederschlag stellten vor allem unsere jungen Pflanzen vor große Herausforderungen. Der notwendige Regen kam gerade noch rechtzeitig; ansonsten wäre der Schaden hoch gewesen. So entwickelte sich der Jahrgang durch hohe Temperaturen perfekt – je wärmer, desto exotischer und facettenreicher gestalten sich die Aromen der Trauben.
Die innere Qualität der Beeren, die sich auf Beereninhaltsstoffe wie Zucker, Säuregehalt und Aromastoffe zurückführen lässt, war herausragend. Gleichzeitig war der Ertrag durch den guten Frühsommer deutlich höher als im Vorjahr.Lese im Frühherbst
Frühe Blüte – früher Lesebeginn: Auch 2022 bewahrheitete sich diese Weisheit. Schon 100 Tage nach der Blüte begannen die Mitarbeitenden des Staatsweinguts Anfang September, an den steilen Hängen des Turmbergs die Trauben zu lesen. Doch während viele fleißige Hände die Körbe füllten, machte sich wieder Unsicherheit breit: Sturmböen waren gemeldet! Sollte die Arbeit des ganzen Jahres umsonst gewesen sein? Die Stürme kamen und gingen, aber der Turmberg und auch der Geigersberg schirmten die Reben erfolgreich ab. Vier Wochen dauerte die Lese insgesamt. Das Ergebnis: Ein gesundes Lesegut! 2022 ist einer der besten Jahrgänge der vergangenen Jahrzehnte.
Zum Ende des Jahres lautet das Fazit: Riesling, Spätburgunder oder Lemberger – unser Wein schmeckt – völlig unbeeindruckt von den Wetterkapriolen. So wie Kennerinnen und Genießer ihn deutschlandweit schätzen. Ein harmonisch, kräftiger und vollmundiger Genuss.